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Volkstänze sind Teil der Kultur jedes Landes und ermöglichen es, die Geschichte eines Stammes nachzuvollziehen. Sie spiegeln sowohl das individuelle Temperament als auch den Charakter der Gruppe wider und bilden immer ein Stück der Vergangenheit ab. Tänze reißen das Publikum auf verschiedene Arten mit: Sie können jemanden emotional tief berühren oder aber direkt zum Mitmachen anregen – so unterschiedlich, wie die Menschen sind, so verschieden zeigen sich auch ihre Reaktionen. In Kombination mit der passenden Musik werden Personen dazu aufgefordert, zu interagieren und bringen so ihre Emotionen durch Bewegungen zum Ausdruck. Musik und Tanz vereinen die Menschen als kulturelles Erbe auf einer besonderen Ebene. Die Performances stellen jeweils eine eigene kleine Geschichte dar und spiegeln gewisse Rollenvorstellungen wider: In aserbaidschanischen Tänzen erscheinen die Männer beispielsweise stets streng und ernst, während die Frauen ruhig und zerbrechlich wirken. Viele Tänze haben sich auch aus Zeremonialtänzen entwickelt, was ihnen das gewisse Extra verleiht, zumal sie jeweils für sich kleine in sich geschlossene Rituale darstellen, die von Anfang bis Ende durch die Zuschauer miterlebt werden dürfen.

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Авторство: Vugarİbadov. Собственная работа, CC BY-SA 3.0, Ссылка

Ein paar interessante Fakten im Überblick:

  • Die nationalen Instrumente, die den Tanz musikalisch begleiten, sind Sazandari, Nagara und Zurna.
  • Die meisten aserbaidschanischen Volkstänze sind nach Vertretern der Flora oder Fauna benannt: Innabi ist zum Beispiel eine saftige Frucht, Jeirani ist eine Gazelle.
  • Das musikalische Format bilden Triolen, im 3/4- oder 6/8-Takt. Interessanterweise kann dasselbe musikalische Format auf unterschiedliche Weise gespielt werden: Der Walzer zum Beispiel wird ebenfalls in Triolen gespielt und getanzt.
  • Die erste professionelle Tanzgruppe in Aserbaidschan trat 1938 auf und präsentierte sowohl alte als auch moderne Tänze.

Aserbaidschanische Tänze: Unterschiede in den Darbietungen von Männern und Frauen 

Männer und Frauen tanzen bei aserbaidschanischen Tänzen unterschiedlich – der Fokus liegt vor allem auf verschiedenen Körperregionen, die integriert und für den Ausdruck verwendet werden. Bei den Frauen liegt der Schwerpunkt auf dem oberen Teil des Körpers: Die Beinbewegungen sind langsam und wirken durch die langen Röcke, die getragen werden, noch geschmeidiger, während die Arbeit der Arme, des Oberkörpers und die Mimik nur die Grundlage des Tanzes bilden. Die Männer in Aserbaidschan lassen hingegen fast ausschließlich ihre Füße tanzen – die Fußtechnik ist daher äußerst wichtig und grenzt die Profis von den Laien ab. Ein Tänzer muss also in der Lage sein, schnell auf die Knie zu fallen, sich leicht auf die Zehen zu stellen und hochzuspringen, wenn es die Musik verlangt. Gleichzeitig bleibt der Oberkörper während des Tanzes praktisch starr, sodass scheinbar nur der untere Teil in Bewegung versetzt ist. Für die Ausführung einiger Elemente ist daher eine gute körperliche Vorbereitung erforderlich, um etwaige Verletzungsherde direkt im Keim zu ersticken und bestimmte Regungen gefahrlos umsetzen zu können.

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Авторство: Vugarİbadov. Собственная работа, CC BY-SA 3.0, Ссылка

Passende Tanzkleidung – viel mehr als nur ein Mittel zum Zweck

Kostüme sind im aserbaidschanischen Tanz sehr wichtig: Sie stellen jedoch nicht nur eine visuelle Komponente dar, die bei den Zuschauern Bewunderung hervorruft, sondern bilden auch ein Element, mit dem man dem Publikum ganz bestimmte Ideen bzw. Eindrücke vermitteln kann. Die Tänzer nutzen die Kleidung oftmals als Werkzeug, um noch mehr Ausdrucksstärke zu erzielen. So sorgen zum Beispiel die bodenlangen Röcke der Frauen für fließende Bewegungen, während bunte Ärmel die Aufmerksamkeit auf die Arme der Tänzerinnen bzw. Tänzer und die Anmut ihrer Bewegungen lenken. Die Kleidung trägt insgesamt einen großen Teil zum eigentlichen Tanzerlebnis bei: Sie ist das passende Instrument, um die Bewegungen und damit verbundenen Emotionen der Performer zu verstärken.

Ordnung muss sein: Durchführung aserbaidschanischer Tänze

Der klassische aserbaidschanische Volkstanz besteht aus drei Teilen: Zunächst treten die Akteure auf und eilen in einem Wirbelwind von Bewegungen umher, wobei sie aber gleichzeitig den Rhythmus vorgeben. Der zweite Teil ist die Enthüllung der lyrischen Nummer: Ein konkreter Tänzer steht zu diesem Zeitpunkt normalerweise an einer bestimmten Stelle und strafft stolz seine Haltung. Der dritte und letzte Teil impliziert einen emotionalen Aufschwung: Die Musik wird wieder feierlich und schnell, sodass auch die Tänzer ihre Bewegungen anpassen und schneller werden

Die beliebtesten Tänze in Aserbaidschan – eine Auswahl

Aserbaidschanische Tänze werden prinzipiell nach ihrem Rhythmus unterteilt, sodass sich drei größere Gruppen ergeben: Es existieren langsame und ruhige Mirzəyi, Turacı, Uzundərə, leichte und fröhliche Tərəkəmə, Ceyranı, Brilyant sowie schnelle Qaytağı, Qazağı, Xançobanı. Einige Tänze wurden auch nach den Bewegungen an sich benannt, wie zum Beispiel Süzmə, Kəsmə, Atlanma und Çolağı.

Die folgenden Tänze sind bei den Aserbaidschanern besonders beliebt:

Uzundara („Lange Schlucht“): Der Name dieses weiblichen Einzeltanzes geht auf einen bekannten aserbaidschanischen Hochzeitsbrauch zurück, da die Braut bei der Darbietung früher durch eine lange Schlucht gehen musste – als Symbol dafür, dass sie ihr Elternhaus verlassen hat und nun bereit ist, einen neuen Lebensabschnitt einzugehen. Auch heute noch wird der Uzundara bei Vermählungen in der Region umgesetzt. Der Tanz ist eher gemütlich, melodiös und sanft. Bei der Darstellung liegt der Fokus auf anmutigen Handbewegungen, wobei der Tanz mit einer bescheidenen Verbeugung beendet wird. Gut zu wissen: Mittlerweile trauen sich auch Paare, den Uzundara zu tanzen, auch wenn dieser als traditioneller Frauentanz gilt.

Yalli: Der Yalli ist ein fröhlicher Reigentanz, der möglichst unter freiem Himmel aufgeführt wird. Die Tänzerinnen und Tänzer halten sich hier gegenseitig an den Schultern oder Händen, dann senken und heben sie schnell ihre Hände. Die Performance wird durch fröhlichen Gesang ergänzt. Beim Yalli handelt es sich prinzipiell um einen heroischen, männlichen Tanz, der jedoch gleichermaßen durch humorvolle pantomimische Anklänge gekennzeichnet ist. Ein Beispiel: Einer der Tänzer, der vermeintliche „Anführer“, gibt eine Bewegung vor, die dann von der ganzen Gruppe wiederholt wird. Dabei kann er jeden Tänzer für einen Fehler im Tanz „bestrafen“, z. B. indem er ihm einen Widder auf die Schulter hebt oder für die Dauer des Tanzes in das Band beißt.

Naz elamya („Sei nicht kapriziös“): Beim Naz elamya handelt es sich um einen sehr spektakulären Paartanz, der Raffinesse und Ungestüm perfekt vereint. Der Tanz möchte die schwierige Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann vermitteln – der Name spricht hier für sich selbst. Naz elamya wird bei vielen Festen getanzt und bringt während der Umsetzung die Eigenheiten der Geschlechter zum Ausdruck.

Terekeme: Die Geschichte dieses Tanzes ist mit den Ritualen der Nomaden verbunden. Heute wird der Terekeme in Aserbaidschan sowohl von Männern als auch von Frauen getanzt. Der Tanz ist dabei ein gutes Beispiel dafür, wie unterschiedlich die Grundschritte umgesetzt werden können: Ein männlicher Tänzer hebt beim Terekeme den Kopf, breitet die Arme aus und bewegt sich schnell vorwärts, wobei er in regelmäßigen Abständen eine Drehung vollführt. Frauen zeigen bei der Darbietung hingegen einen geschmeidigen, leichten Gang und ein anmutiges, vogelartiges Flattern der Arme. So lässt sich gut erkennen, dass die Geschlechter die notwendigen Schritte jeweils auf ihre eigene Art umsetzen – und den Bewegungen damit einen individuellen emotionalen Wert geben.

Innabi: Der Innabi gilt als einer der beliebtesten aserbaidschanischen Frauentänze, es ist aber auch möglich, ihn paarweise darzubieten. Der Tanz beginnt in dem Moment, in dem ein Mädchen scheinbar versucht, ihre Freundin zum Tanzen zu verführen – die Kumpanin weigert sich zunächst, stimmt dann aber zu, sodass sich beide dem Rhythmus hingeben können. Die Bewegungen beim Innabi sind ruhig und geschmeidig, fast hypnotisierend.

Traditionen soll man pflegen: Aserbaidschanische Tänze bei Hochzeiten

Aserbaidschanische Hochzeiten gelten grundsätzlich als besonders lebendige und extravagante Veranstaltungen, die oft in prächtigen Festsälen gefeiert werden (in diesem Kontext nutzt man den sogenannten Şadlıq sarayı – dt. ,Glückspalast‘). Ein solches Ereignis bietet die Möglichkeit, dass Familie und Freunde zusammenkommen, um eine neue Verbindung zu zelebrieren, köstliche traditionelle Speisen zu genießen und sich von mitreißender Musik verzaubern zu lassen. Wer es einmal miterlebt hat, bekommt das Spektakel nicht mehr aus dem Kopf: Hunderte von Gästen – manchmal sind es sogar bis zu 500 (!) Personen, die eingeladen werden – versammeln sich gemeinsam auf der Tanzfläche und bewegen sich zu den energiegeladenen Rhythmen der aserbaidschanischen Musik. Tanzmuffel haben hier keine Chance: Es gilt als absolut unhöflich, still zu sitzen und nicht mitzutanzen – jeder ist eingeladen (und wird notfalls auch dazu aufgefordert), sich an den ausgelassenen Feierlichkeiten zu beteiligen. Zu den Hochzeiten werden neben speziellen Musikern auch professionelle Tanzgruppen eingeladen, die für das Entertainment des Hochzeitspaares und der Gäste sorgen sollen. Bis Mitternacht ertönt meist Live-Musik, während die Gäste die frisch Vermählten mit ihren Tänzen beglückwünschen.

Früher waren Hochzeiten in aserbaidschanischen Dörfern mehr als nur ein eintägiges Fest: Sie dauerten bis zu drei Tage, wobei sowohl die Braut als auch der Bräutigam an verschiedenen Wettbewerben und Tänzen teilnahmen.

Zusammenfassend lässt sich Folgendes festhalten: Aserbaidschanische Tänze sind überaus spektakulär, besonders farbenfroh und fesseln buchstäblich von der ersten Sekunde an – Zuschauer werden direkt in ihren Bann gezogen und können sich den mitreißenden Klängen nicht entziehen. Durch den Tanz werden Werte und Traditionen vermittelt, die sich über Genrationen etabliert haben und weitergetragen werden müssen. In den Bewegungen steckt immer ein kleines Stück Heimat, gepaart mit einer gewissen Sehnsucht und unerschütterlichen Lebensfreude, die jedem Tänzer innewohnt. Die aserbaidschanische Tanzkultur ist einmalig schön und verdient es, in großem Stil nach außen getragen zu werden – sei es zu bestimmten Feierlichkeiten, bei Wettbewerben oder auch in kleinem Kreis als intimer Paartanz.

Titelbild: von Vugar Ibadov, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pht-Vugar_Ibadov_eurovision_(8).jpg#/media/File:Pht-Vugar_Ibadov_eurovision_(8).jpg 

Benutzte Quellen: https://azculture.uz/azerbaycan.php?link=azerbaycan-reqsleri

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