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Der Dokumentarfilm „Targeting Baku. Wie Hitler die Schlacht um Öl verlor“ beleuchtet den Zweiten Weltkrieg aus einer ungewöhnlichen Perspektive – als einen Kampf um Öl. Diese Sichtweise zeigt, wie entscheidend der Zugang zu strategischen Rohstoffen für den Verlauf des Krieges war. Besonders im Fokus steht dabei die Schlacht um die Ölquellen von Baku, der Hauptstadt der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik, die für beide Kriegsparteien von immenser Bedeutung waren. Hitler selbst sagte im April 1942 anlässlich seiner Geburtstagsfeier: „Wenn wir das Öl von Baku nicht bekommen, ist der Krieg verloren.“ Diese Aussage verdeutlicht, wie zentral die Eroberung Bakus für die deutsche Kriegsstrategie war.

Der Film zeigt einen symbolträchtigen Moment während dieser Feier, bei dem Hitler im Kreis seiner Generäle eine spezielle Torte erhält, die die Kaukasusregion darstellt. Als Vorgeschmack auf die geplante Offensive im September 1942 wählt Hitler symbolisch das Kuchenstück, das die aserbaidschanische Hauptstadt Baku repräsentiert. Dieser Moment, der in einem Propagandafilm festgehalten wurde, verdeutlicht, wie sehr Hitler auf die Eroberung der Ölquellen am Kaspischen Meer setzte, um seine Kriegsmaschinerie in Gang zu halten.

Die Bedeutung der Ölquellen von Baku

Zu Beginn des Krieges war Aserbaidschan für die Sowjetunion von unschätzbarem Wert, da fast 80 Prozent des gesamten sowjetischen Ölbedarfs aus den Ölfeldern in und um Baku gedeckt wurden. Dieses „schwarze Gold“ war entscheidend für die Fähigkeit der Sowjetunion, ihre militärische Überlegenheit zu bewahren und die Wehrmacht schließlich zurückzudrängen. Ohne das Öl aus Aserbaidschan wäre es für die Sowjetunion sehr viel schwieriger gewesen, den Krieg gegen Nazi-Deutschland zu führen. Erst später, als große sibirische Ölvorkommen erschlossen wurden, reduzierte sich die Abhängigkeit der Sowjets von Baku.

Hitlers strategisches Ziel war es, diese Ölquellen zu erobern und die Versorgung der Sowjets zu unterbrechen, um seine eigenen Truppen mit dringend benötigtem Treibstoff zu versorgen. Der Vorstoß in den Kaukasus, der Teil der Operation Fall Blau im Sommer 1942 war, diente diesem Zweck. Doch trotz der anfänglichen Erfolge der Wehrmacht scheiterte die Offensive letztlich an einer Kombination aus logistischen Problemen, der harten Gegenwehr der Roten Armee und den extremen geografischen Bedingungen im Kaukasus.

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Авторство: Неизвестен. ourbaku.com, Общественное достояние, Ссылка

Die Rolle der aserbaidschanischen Bevölkerung im Krieg

Der Dokumentarfilm geht auch auf die bedeutende Rolle der Bevölkerung Aserbaidschans im Zweiten Weltkrieg ein. Über 600.000 Aserbaidschaner – fast ein Sechstel der Gesamtbevölkerung – wurden während des Krieges an die Front geschickt. Mehr als die Hälfte von ihnen kehrte nicht zurück. Diese Zahl zeigt, welche enormen menschlichen Verluste die Region erlitt und wie groß das Opfer war, das die Menschen im Kampf gegen den Faschismus brachten.

Nicht nur Soldaten aus Aserbaidschan kämpften tapfer gegen die Nazi-Truppen, auch zahlreiche Bürger Aserbaidschans erhielten für ihre Heldentaten Auszeichnungen. Über 130 von ihnen wurden mit dem Titel „Held der Sowjetunion“ geehrt, darunter Menschen aus unterschiedlichen Ethnien wie Aserbaidschaner, Armenier, Russen, Juden und Ukrainer. Mehr als 170 Soldaten und Offiziere erhielten verschiedene Orden und Medaillen für ihre Tapferkeit.

Ein herausragendes Beispiel für den Mut der aserbaidschanischen Soldaten ist Hasi Aslanow, ein Panzerkommandant und zweifacher „Held der Sowjetunion“. Aslanow wurde 1944, im Alter von nur 34 Jahren, zum General der Panzertruppen befördert und war damit der jüngste General in der Geschichte der sowjetischen Armee. Seine Leistungen im Kampf trugen wesentlich dazu bei, den Vormarsch der Wehrmacht zu stoppen und die sowjetische Gegenoffensive zu ermöglichen.

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Авторство: RIA Novosti archive, image #63047 / Solomon Kulishov / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0, Ссылка

Richard Sorge – der in Baku geborene Geheimagent

Neben den Soldaten, die an den Fronten kämpften, spielten auch Geheimdienstinformationen eine entscheidende Rolle im Zweiten Weltkrieg. Einer der erfolgreichsten Spione des 20. Jahrhunderts, Richard Sorge, wurde 1895 in der Siedlung Sabuntschi bei Baku geboren. Sorge arbeitete als Spion für die Sowjetunion und lieferte im Frühjahr 1941 eine entscheidende Warnung an Moskau: Er berichtete, dass Deutschland die Sowjetunion angreifen würde. Trotz dieser Information zweifelte Josef Stalin an der Glaubwürdigkeit des Berichts und ließ wichtige Vorbereitungen außer Acht. Sorge übermittelte auch die Information, dass Japan nicht vorhatte, die Sowjetunion im Osten anzugreifen, was es der sowjetischen Führung ermöglichte, Truppen von Sibirien nach Westen zu verlegen, wo sie entscheidend zur Verteidigung Moskaus beitrugen.

Gedenktafel Weidenweg 29 (Frhai) Richard Sorge.jpg
Von OTFW, Berlin, CC BY-SA 3.0, Link

Die Unterstützung der Zivilbevölkerung

Auch die Zivilbevölkerung Aserbaidschans leistete einen wichtigen Beitrag zum sowjetischen Kriegsanstrengungen. Die Menschen stellten dem sowjetischen Verteidigungsfonds erhebliche Mengen an Ressourcen zur Verfügung: 15 Kilo Gold, 953 Kilo Silber und 320 Millionen Rubel wurden gespendet, um die Kriegsmaschinerie der Sowjets am Laufen zu halten. Ein besonders bewegendes Beispiel für diese Solidarität ist die Geschichte der 90-jährigen Kolchosarbeiterin Saadat Nadschafgizi aus der Stadt Agdam, die allein 30.000 Rubel für die Einrichtung eines militärischen Fonds für Panzerkolonnen und Luftstaffeln spendete.

Diese Opferbereitschaft und der unermüdliche Einsatz der Bevölkerung verdeutlichen, dass der Krieg nicht nur an den Fronten, sondern auch in der Heimat gewonnen wurde. Die gesamte Gesellschaft stand hinter den Kriegsanstrengungen, und die Ölproduktion in Baku war ein entscheidender Faktor für den sowjetischen Sieg.

Der Dokumentarfilm „Targeting Baku. Wie Hitler die Schlacht um Öl verlor“ bietet eine faszinierende und oft übersehene Perspektive auf den Zweiten Weltkrieg. Er zeigt, wie entscheidend der Kampf um Ressourcen – insbesondere um das Öl von Baku – für den Verlauf des Krieges war. Hitlers Plan, die sowjetischen Ölquellen zu erobern, scheiterte letztlich, was maßgeblich zu seiner Niederlage beitrug.

Der Film beleuchtet nicht nur die strategischen Überlegungen der Kriegsparteien, sondern auch das immense Opfer, das die aserbaidschanische Bevölkerung brachte. Mit über 600.000 Aserbaidschanern, die an die Front zogen, und der großen Solidarität der Zivilbevölkerung wird deutlich, welche zentrale Rolle Aserbaidschan im Zweiten Weltkrieg spielte. Auch Persönlichkeiten wie Richard Sorge und Hasi Aslanow werden im Film gewürdigt, die jeweils auf ihre Weise dazu beitrugen, den Verlauf des Krieges zu beeinflussen.

Insgesamt ist der Film eine wertvolle Ergänzung zur Geschichtsdokumentation, der eine neue und wichtige Perspektive auf den Zweiten Weltkrieg und die entscheidende Rolle des Öls bietet.