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Während meines Aufenthalts in Tbilisi im 2019 entschied ich mich, das Stalin-Museum in Gori zu besuchen. Bei der Suche nach Informationen über dieses Museum stieß ich jedoch auf eine weitere, weniger bekannte Stalin-Gedenkstätte direkt in Tbilisi. Offiziell trägt dieses Museum den imposanten Namen „Museum der illegalen (geheimen)  N.-V.-Stalin-Druckerei des Kaukasischen Union-Komitees der RSDRP Avlabar“ (rus. «Музей Авлабарской нелегальной типографии Кавказского Союзного Комитета Р. С. Д. Р. П. им. Н. В. Сталина»). Schon beim Betreten des Museums taucht man in die Vergangenheit der Sowjetzeit ein – hier ist die Geschichte noch lebendig, und die Mitarbeiter scheinen bis heute glühende Anhänger der damaligen Ideologie zu sein.

Ich wurde von Žuli Sikmavishvili, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Georgiens und dem Museumsdirektor selbst, begrüßt. Seine Leidenschaft für die Vergangenheit und sein Glaube an die kommunistischen Ideale waren unmittelbar zu erkennen.

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Žuli Sikmavishvili

Ich hatte großes Glück, dass Žuli sich bereit erklärte, persönlich eine Führung für mich zu übernehmen und mir ausführlich die Geschichte des Museums zu erklären. Auf Kritik an den Bolschewiki und Kommunisten reagierte er ziemlich emotional. Es gab Momente, in denen ich merkte, dass es besser wäre, meine Meinung für mich zu behalten und einfach zu schweigen. Dennoch bin ich insgesamt sehr zufrieden mit der Führung und den lehrreichen Erzählungen gewesen.

Žuli erwähnte, dass das Museum viele Besucher aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion anzieht, u.a. aus China.

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Das Museum bietet nicht nur Einblicke in die Vergangenheit Georgiens, sondern auch in die Zeit vor der Revolution des ganzen Russischen Reiches, was diesen Ort und seine Atmosphäre einzigartig macht. Es gibt eine deutliche Stimmung der Vergessenheit und der Anstrengung, historisches Interesse anzusprechen.

Das Museum selbst besteht aus drei Gebäuden: dem kleinen Haus, in dem die Grundstückseigentümerin lebte, einem Schuppen mit einem Brunnen (von dem aus man in die geheime Druckerei hinabsteigen konnte), und einem Pavillon, in dem die Ausstellung des Museums untergebracht ist.

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Plan der Drückerei

Die Geschichte der unterschwelligen Druckerei begann im Jahr 1903, als der damalige Seminarist Genosse Stalin (mit bürgerlichem Namen Džugašvili) auf Lenins Aufruf reagierte, den Kampf gegen den Zarismus mit den radikalsten Mitteln zu führen. Im Auftrag der RSDRP organisierte er diese geheime Druckerei im Tbiliser Stadtteil Avlabari. Zu jener Zeit war dieser alte Bezirk eine Arbeitervorstadt, in der hauptsächlich die Arbeiter des lokalen Eisenbahndepots lebten und arbeiteten. In der geheimen Druckerei wurden revolutionäre Flugblätter, Petitionen und Agitationsliteratur gedruckt.

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Die Druckerei wurde in einem Anbau an das Haus eines Arbeiters des besagten Eisenbahndepots errichtet, und für den Bau lag eine offizielle Genehmigung der Behörden vor. Die angeheuerten Bauarbeiter waren überrascht über den ungewöhnlichen Bauplan, der einen sehr tiefen Fundamentgraben und einen flachen Brunnen vorsah. Die Druckerei war von 1903 bis 1906 in Betrieb, bis die örtliche Gendarmerie die Arbeiter aufspürte und das Gebäude niederbrannte.

In den Jahren 1935–1937 wurden das Haus und der Schuppen jedoch wieder aufgebaut, und an dieser Stelle entstand das heutige Museum. Interessanterweise zählte das Museum in seinen Blütezeiten bis zu 800 Besucher pro Tag. Die Menschen warteten stundenlang auf der Straße, um einen Blick hineinzuwerfen. Heutzutage liegt die Zahl der Besucher allerdings nur noch bei etwa 1 bis 10…15 Personen.

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Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und den darauffolgenden Ereignissen wurden viele Exponate des Museums gestohlen. Einige davon konnten wieder zurückgebracht werden. Unberührt geblieben ist jedoch die in den Boden einbetonierte Original-Druckmaschine. Aufgrund ihres Gewichts, ihrer Größe und der Tatsache, dass sie fest im Boden verankert ist, gab es keine Chance, sie zu entwenden.

Interessanterweise herrscht in der Druckerei eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, und gelegentlich wird der Raum sogar von Wasser überflutet, weshalb die Druckmaschine ständig rostig ist.

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Der Eintritt ins Museum war kostenlos, aber man konnte eine Spende hinterlassen. Zunächst warf ich 4 Lari in die Spendenbox, und nach der informativen Führung von Žuli spendete ich weitere 5 Lari. Übrigens stand das Museum damals kurz vor der Schließung und hatte erhebliche Finanzierungsprobleme. Die Museumsleitung erwartete keine Hilfe von außen, war jedoch entschlossen, den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Kaum hatte ich das Museum verlassen, kam ein chinesischer Besucher, der überraschend gut Russisch sprach. Für diejenigen, die das Museum der illegalen Druckerei besuchen möchten: Es befand sich in der Kaspi-Straße 7.

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Zum Zeitpunkt meines Besuchs planten die georgischen Behörden, das Museum zu schließen und abzureißen. Leider verfüge ich über keine Informationen, ob das Museum heute noch existiert.

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